Ein Krug…

Ein Krug aus lokaler Erde, geschichtet und gebrannt, um das aufzunehmen, was von Wert ist. Die Ernte, unverzichtbare Habe, weitergereicht. Die klaffende Öffnung eines Risses — von innen nach außen, von außen nach innen blickend — macht das Gefäß zu einem leeren Versprechen.

Vertragsgemäß immer noch Speicher, hält es nicht mehr, was ihm anvertraut wurde. Seine Unterseite
ist eingebrochen, und nun, bodenlos, umarmt es unsere Ersparnisse zu Tode, irregeführt durch einen katastrophalen Vertrag, geschrieben durch und für unsere Körper.

Über The Broken Pitcher

Das Gemeinschaftsprojekt The Broken Pitcher von Natascha Sadr Haghighian, Marina Christodoulidou
und Peter Eramian, das die Auswirkungen von Finanzialisierung und Austerität nachzeichnet, befasst sich mit einem konkreten Fall: Ein Treffen bei einer Bank, bei dem über die Zwangsversteigerung eines Familienhauses in Larnaka, Zypern, im Jahr 2019 verhandelt wird. Die Zwangsvollstreckung ist eine der Sparmaßnahmen, die der zyprischen Regierung von der Troika (der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds) nach der Finanzkrise 2012 auferlegt wurden. The Broken Pitcher verhandelt die Frage, wie das Finanzsystem funktioniert und wie man in dessen Abläufe eingreifen und diese verändern könnte. Mehr lesen →

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Interview mit Ana Teixeira Pinto

Ana Teixeira Pinto ist Autorin und Kulturwissenschaftlerin in Berlin. Sie unterrichtet an der Kunstakademie in Nürnberg und am Dutch Art Institute. Ihre Forschung betrifft Dekolonialität und Wissenschaftsgeschichte, politische Ökonomie und Digitalität.

In Reaktion auf die Frage „Was sollen Ihrer Meinung nach die Bankangestellten tun?“, die im Film „The Broken Pitcher“ gestellt wird, erkennt Ana Teixeira ein Dilemma mit Solidarität und persönlichem Ethos. Ein Haus zu besitzen oder eine Versicherung abzuschließen bedeutet immer auch Teilhabe am globalen Finanzwesen. Sie erklärt, dass Schulden eine politische Funktion erfüllen, indem sie Menschen in einer Unterwürfigkeit gefangen halten und dabei den Eindruck von Wohlstand erzeugen. Sie spricht über die Entleerung der Innenstädte, den Verfall von Lebensbedingungen und den damit einhergehenden Erfolg rechtsnationalistischer Bewegungen.

Interview mit Andrej Holm

Andrej Holm ist Sozialwissenschaftler mit den Themenschwerpunkten Stadterneuerung, Gentrifizierung und Wohnungspolitik. Er unterrichtet an der Humboldt Universität und ist aktiver Unterstützer der Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Ausgehend von der im Film „The Broken Pitcher“ gestellten Frage „Was sollen Ihrer Meinung nach die Bankangestellten tun?“, erörtert Andrej Holm die Bedeutung von „Zuhause“. Er beschreibt, wie sich das universelle Recht auf Wohnen aktuell an der Finanzlogik messen muss. Die sogenannte „highest and best use“, die maximale Wertschöpfung durch Nutzung von Gebäuden, transformiert die Häuser in denen wir wohnen und arbeiten zu Spekulationsobjekten. Woher kommt das und wie können Bewohner:innen sich dagegen wehren?

Interview mit Nicholas Shaxson

Nicholas Shaxson ist Autor, Journalist und Forscher. Er war im Tax Justice Network aktiv, einer von Experten geführten Lobbygruppe, die sich mit Steuerparadiesen befasst. Er ist Autor des Buchs „Schatzinseln“ (Rotbuchverlag, 2011) und lebt in Berlin.

Nicholas Shaxson antwortet auf die im Film „The Broken Pitcher“ gestellte Frage „Was sollen Ihrer Meinung nach die Bankangestellten tun?“, indem er die Geschichte des internationalen Finanzwesens erzählt, und wie dessen Aufstieg mit dem Niedergang des Britischen Imperiums zusammenfällt. Vom Bretton Woods Abkommen 1945, über eine Finanzexplosion in Zeitlupe in den 1970iger Jahren, zum aktuellen System der Finanzialisierung mit Steueroasen in Irland, den Kaimaninseln oder Zypern. Das Finanzwesen, das eigentlich unterstützend operieren sollte, ist heute zum räuberischen Selbstzweck und Problem geworden.

Interview mit Margarita Tsomou

Margarita Tsomou ist Dramaturgin, Kuratorin, Performancekünstlerin, Professorin für zeitgenössische Theaterpraxis in Osnabrück und kuratiert am Berliner Hebbel am Ufer. Seit 2011 publiziert sie über Formen des Widerstands und Protests in Griechenland.

Margarita Tsomou reflektiert die im Film „The Broken Pitcher“ im Zusammenhang mit der europäischen Finanzkrise 2011/2013 gestellte Frage „Was sollen Ihrer Meinung nach die Bankangestellten tun?“ Sie spricht über Rettungspakete und Hilfeleistungen als koloniale Formen der Unterdrückung und Dominanz. Sie stellt den politischen Raum dem juristischen gegenüber und sagt: „Wir können nur etwas tun, wenn wir uns als Nachbarn organisieren.“

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